Blutegel – unterschätzte Tiere

 

Blutegel – unterschätzte Tiere

 

Hört man das Wort Blutegel, denkt man im ersten Moment an kleine, schleimige Würmer, die in Mengen einen armen Wirt befallen, der sich zufällig in einen sumpfigen Tümpel verirrt. In Film und Fernsehen nehmen die kleinen Tierchen oft riesige Dimensionen an, wenn der Held durch ein unbekanntes Dschungelgewässer watet und werden als schmerzhaft-beißende Blutsauger dargestellt.


Die Realität sieht natürlich anders aus und nicht ganz so ekelig. Zugegeben sind diese Tiere keine Augenweide, jedoch darf man sich davon nicht abschrecken lassen. Weltweit gibt es ca. 600 Arten von Egeln, jedoch wurde bei nur 15 Arten ein medizinischer Nutzen nachgewiesen. In der Blutegeltherapie werden letztendlich nur 3 Arten hauptsächlich genutzt: Hirudo (Blutegel, Blutsauger) verbana, Hirudo orientalis und Hirudo medicinalis. Ihre Verbreitungsgebiete sind der mittel- und osteuropäische Raum sowie der südeuropäische Raum um das Schwarze Meer. Die meisten medizinisch eingesetzten Egel werden aber in speziellen Blutegelaufzuchten kultiviert (Kulturegel), wo sie unter nahezu sterilen Umständen aufwachsen und auf Anfrage versendet werden. Alle Egel, die von außerhalb dieser Zuchten stammen, werden als Importegel bezeichnet. 

 

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Der medizinische Nutzen

Was die Medizin am meisten an diesen Tieren interessiert, ist ihr Speichel. In ihm befinden sich ca. 200 Stoffe, die einen Effekt auf das Wirtstier haben. Folgende Hauptwirkungen sind erforscht und nachgewiesen:

  • lokale Reduktion von Schmerzen
  • Hemmung von Entzündungen rund um den Biss
  • Hemmung der Blutgerinnung
  • Förderung der Durchblutung
  • Antimikrobielle Wirkung
  • Lymphdrainage

Sitzt ein Egel einmal auf einem Wirt, sucht er mit seinen feinen Sinnesorganen die optimale Stelle für einen Biss. Er sucht dabei zum Beispiel nach vermehrtem Puls, gesteigerter Wärme oder bestimmten chemischen Ausscheidungen der Haut. Hat er einmal gebissen, tritt die analgetische Wirkung bereits innerhalb der ersten 5-10 Minuten ein, sodass der Wirt den Biss ohne Schmerzen erträgt. In der Humanmedizin wurden und werden die Egel hauptsächlich nur noch bei der Behandlung von Krampfadern und Venenentzündungen eingesetzt, früher ein gern genutztes Therapiemittel, heute fast vergessen. In den letzten Jahren jedoch kämpft sich der Egel immer weiter zurück in das Bewusstsein der Veterinär- und Humanmedizin und wird als eine gute Alternative zu chemischen Schmerzmitteln oder Entzündungshemmern verwendet.